TAIZÉ

Tallinn 2024/25

Der Pilgerweg des Vertrauens geht im Baltikum weiter

 

Hoffnung für die Zukunft

Zwischen Skandinavien, den baltischen Staaten, Polen, Deutschland und Russland gelegen, verbindet die Ostsee die Völker Nordeuropas. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine machen sich die Menschen dort große Sorgen. Ein Treffen von jungen Menschen aus verschiedenen Ländern zu Gebet und Austausch wird dazu beitragen, den Willen junger Europäer zum Ausdruck zu bringen, den Kontinent als ein gemeinsames Haus wieder aufzubauen und eine Zukunft des Friedens zu schaffen.


Gastfreundschaft: Vertrauen stärkt

Wer um Gastfreundschaft bittet, sagt: „Ich begebe mich unter deinen Schutz und deine Fürsorge, ich vertraue dir.“ Der Gastgeber sagt: „Ich habe keine Angst vor dir, ich bin für dich da. Wir möchten, dass du dich wie zu Hause fühlst!“. Kirchengemeinden aller Konfessionen und Familien werden die Teilnehmer aufnehmen. Estland hat seit Beginn des Krieges über 65.000 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Bei einer Gesamtbevölkerung von 1,4 Millionen Menschen nimmt kein anderes Land in der EU so viele ukrainischer Flüchtlinge pro Einwohner auf.


Ein singendes Volk

Als „Singende Revolution“ wird der gewaltfreie Prozess bezeichnet, der 1991 zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit Estlands führte. Der Gesang war für die Esten immer eine verbindende Kraft, während sie fünfzig Jahre lang unter sowjetischer Herrschaft standen. Estland trat im Jahr 2004 der EU bei. Es umfasst eine Fläche von 45.228 Quadratkilometern und besitzt eine 294 km lange Grenze mit Russland. 26 % der Esten sind slawischer Abstammung, die meisten davon Russen.


Vom Tigersprung zur digitalen Gesellschaft

In den 1990er-Jahren beschloss die Regierung Estlands, das Leben seiner Bürger mit dem Einsatz neuer Technologien zu vereinfachen. Die Verwaltung wurde digitalisiert. Programmieren wird bereits in der Schule unterrichtet. 4% der gesamten Erwerbsbevölkerung arbeiten und IT-Bereich und erwirtschaften 7% des Bruttoinlandsproduktes. Vor diesem Hintergrund kann man sehr gut darüber nachdenken, wie Künstliche Intelligenz und andere Technologien zum Wohl der Menschen und zum Aufbau der Gesellschaft genutzt werden können.


In einer sekularen Gesellschaft Christus bezeugen

Estland war als eines der letzten Gebiete Europas im 12. Jahrhundert christianisiert. Im 16. Jahrhundert nahm es die Reformation an; heute ist die Kultur des Landes in der evangelisch-lutherischen und seit dem 19. Jahrhundert auch in der orthodoxen Traditionen verwurzelt.

Heute geben 80 % der jungen Menschen in Estland an, keiner Religion anzugehören; 70 % sagen, dass sie nie beten. Die Teilnahme am Treffen in Tallinn wird eine Gelegenheit sein, Christus zu suchen und Zeugnis abzulegen. So wie die Frauen am leeren Grab aufgefordert worden waren, Jesus zu suchen, der „euch nach Galiläa vorausgeht“, so sind wir heute herausgefordert, unsere Komfortzone zu verlassen und auf diejenigen zuzugehen, die den Geist der Vergebung, des Friedens und der Gerechtigkeit am Rande der kirchlichen Institutionen suchen! In Tallinn werden wir Menschen der Hoffnung begegnen, die anderen dienen, Solidarität stiften und das Leben anderer Menschen schön machen …


Die Einheit aller Getauften erleben

Wir werden die Einheit der verschiedenen christlichen Traditionen erleben. Als Minderheit müssen die verschiedenen Kirchen mit einer Stimme sprechen und zusammenzuarbeiten, um gehört zu werden. Der Rat der estnischen Kirchen umfasst die zehn größeren Konfessionen und lud die Communauté von Taizé ein, ein Treffen in Tallinn vorzubereiten. Während des Treffens am Jahresende jeden Mittag in den Innenstadtkirchen der verschiedenen Traditionen.


Taizé und Estland

Die Beziehungen zwischen der Communauté von Taizé und den Christen in Estland gehen auf die 1970er-Jahre zurück, als Anna-Maija Raittila-Nieminen, eine finnische Schriftstellerin, Christen in Estland besuchte und dort von Taizé erzählte. Damals kamen junge Russen mit Taizé in Berührung, die an Sommercamps teilnahmen, welche vom evangelisch-lutherischen Theologischen Institut in Tallinn organisiert wurden. Ab 1989 kamen junge Esten regelmäßig nach Taizé und nahmen an den Europäischen Treffen teil. Im Mai 1990 kamen 250 junge Esten zu einem Nordeuropäischen Treffen von Taizé in Linköping, in Schweden.


Foto: Raigo Tõnisalu

Letzte Aktualisierung: 1. Januar 2024