1936-2025

Im Andenken an Papst Franziskus

Am Ostermontag kam die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus, als in Taizé die Brüder gemeinsam mit Jugendlichen aus vielen Ländern zum Gebet versammelt waren. Während des Gottesdienstes sprach Frère Matthew das folgende Gebet, danach läuteten die Glocken.

Gebet

Treuer Gott, wir danken dir für das Leben des von vielen Menschen geliebten Papstes Franziskus, den du heute Morgen zu dir gerufen hast. Er hatte sein Leben in den Dienst deines Evangeliums gestellt, im Geheimnis der Gemeinschaft, die der Leib Christi ist, die Kirche. Nun ruht er in deinem Licht. Mit Mut hat er uns aufgefordert, in der heutigen Zeit auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören und an die Ränder der Kirche und der Gesellschaft zu gehen, um ein Zeichen einer größeren Liebe zu setzen. Gelobt seist du!


Im Gedenken

Als uns in Taizé die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus erreichte, beteten wir tief bewegt und voller Dankbarkeit für sein Leben.

Die Nachricht von der Wahl des argentinischen Papstes am 13. März 2013 und seine ersten Worte auf dem Petersplatz hatten uns freudig überrascht. Mehrere Brüder waren zu diesem Zeitpunkt in Rom, ich selbst befand mich in der russischen Stadt Nischni Nowgorod, zu Gast bei einem argentinischen katholischen Priester. Der Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Maria Bergoglio, hatte ihn einige Jahre zuvor nach Russland entsandt.

Nachdem wir gemeinsam die Bilder aus Rom gesehen hatten, rief der Priester aus: Ich bin Katholik, Sie sind Anglikaner, wir befinden uns in einem orthodoxen Land – das ist ein Zeichen, dass dieses Pontifikat ökumenisch sein wird! Und im Nachhinein kann ich nur zustimmen.

Wir sind Papst Franziskus besonders dankbar, dass er sich so für die Einheit der Christen eingesetzt hat. Er machte beeindruckende Besuche und setzte konkrete Zeichen, die die Gemeinschaft wachsen ließen. Ich erinnere mich an seinen Besuch bei Patriarch Bartholomäus im Phanar im November 2014, bei dem wir sehr berührt waren, als er sagte: „Es sind gerade die jungen Menschen – ich denke zum Beispiel an die vielen orthodoxen, katholischen und evangelischen Jugendlichen, die sich bei den von der Communauté von Taizé organisierten internationalen Treffen begegnen –, die uns heute auffordern, Schritte in Richtung der vollen Gemeinschaft zu tun. Und das nicht, weil ihnen die Bedeutung der Unterschiede, die uns noch trennen, nicht bewusst wäre, sondern weil sie über diese hinausblicken und das Wesentliche erkennen, das uns bereits verbindet.“

Unter den Gesten, die für sein Pontifikat bezeichnend waren, sind mir besonders seine Freundschaft mit Patriarch Bartholomäus und vielen orthodoxen und evangelischen Verantwortlichen in Erinnerung geblieben, aber auch sein brüderlicher Empfang des koptischen Papstes Tawadros in Rom im Mai 2013, seine Reise in den Südsudan zusammen mit dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury und dem Moderator der Kirche von Schottland sowie seine Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 500-jährigen Jubiläum der lutherischen Reformation im schwedischen Lund, wo er seine Dankbarkeit „für die geistlichen und theologischen Gaben, die wir durch die Reformation erhalten haben“ zum Ausdruck brachte.

Heute bewahre ich besonders das ökumenische Abendgebet „Together“ im Herzen. Als mein Vorgänger, Frère Alois, diese Idee zu Beginn der Synode über die Synodalität einbrachte, hat der Papst von Anfang an seine Unterstützung bekundet, das Projekt begleitet und im Januar 2023 folgende Einladung ausgesprochen: „Der Weg zur Einheit der Christen und der Weg zur synodalen Umkehr der Kirche sind miteinander verbunden. (...) Ich lade schon jetzt die Brüder und Schwestern aller christlichen Konfessionen ein, an dieser Versammlung des Volkes Gottes teilzunehmen.“ Seine Anwesenheit auf dem Petersplatz am 30. September 2023 und die Art und Weise, wie er die christlichen Verantwortlichen aller Kirchen empfing, zeugen von einem echten Wunsch nach brüderlicher Gemeinschaft in Nächstenliebe.

Foto : Lars König / Taizé Media Team „Together“ 2023

Seit Beginn seines Pontifikats hat Papst Franziskus dazu aufgerufen, zu den Schwächsten zu gehen, Migranten und Flüchtlinge aufzunehmen, den Schrei der Erde und den Schrei der Armen zu hören. Das hat uns in Taizé sehr beschäftigt. Er hat Menschen einen Wert gegeben, die glaubten, keinen zu haben. Und ich weiß, wie sehr seine Enzyklika „Laudato Si“ viele Menschen angesprochen hat und wie sein Engagement für den interreligiösen Dialog ihm ermöglicht hat, Freundschaft über die christlichen Kreise hinaus zu stiften.

Sein Vertrauen in uns und in mich als Prior der Communauté von Taizé bleibt ein Geschenk Gottes, für das wir heute im Gebet danken. Vor wenigen Wochen war eine weitere Audienz geplant, die jedoch aufgrund seines Krankenhausaufenthalts nicht stattfinden konnte. Am nächsten Tag hatten wir uns mit Vertretern verschiedener christlicher Konfessionen in Rom zu einem ökumenischen Gebet versammelt. Am Tag danach erfuhren wir zu unserer großen Freude, dass er aus dem Krankenhaus entlassen worden war.

Nun endete sein Pontifikat am Ostermontag. Zusammen mit den Brüdern und den vielen jungen Menschen, die in diesen Tagen in Taizé versammelt sind, beten wir für ihn, erfüllt von tiefer Dankbarkeit für sein Leben und seinen Dienst am Evangelium und an der Kirche.

Frère Matthew, Prior der Communauté von Taizé
Ostermontag, 21. April 2025


Photo : (C) Vatican Media

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