Für diesen Monat

Gedanken zur Bibel

Mit den „Gedanken zur Bibel“ kann man mitten im Alltag, allein oder mit anderen, Gott suchen. Jeder nimmt sich mit dem vorgeschlagenen Text, dem Kommentar und den Fragen eine Zeit der Stille. Danach treffen sich alle zum Austausch. Davor oder danach kann ein gemeinsames Gebet stehen.

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2024

April

Johannes 17,20–26: Sich mit anderen auf den Weg machen
Jesus betete: „Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.“

Dieses Gebet Jesu macht deutlich, dass es im Gebet nicht so sehr darum geht, „mit Gott zu reden und ihn um etwas zu bitten“, sondern vielmehr um eine Beziehung und eine persönliche Nähe zu Gott. Jesus sagte: „Du, Vater, bist in mir und ich in dir.“ Doch vertraute Nähe ist im Allgemeinen etwas, das andere ausschließt; doch die Nähe Jesus zu seinem Vater schließt alle ein. Jesus bringt damit zum Ausdruck, dass die anderen so in ihm und seinem Vater sein sollen, wie er in seinem Vater ist und umgekehrt. Das Gebet ist also nicht nur eine Beziehung zwischen „mir und Gott“, sondern vielmehr eine Beziehung zwischen „mir, Gott und den anderen“. Das Bild des Gebets ist keine Linie von unten nach oben, sondern ein Dreieck.

In der „Botschaft für das Jahr 2023“ schrieb Frère Alois: „Ein inneres Leben bedeutet nicht, uns von den anderen zurückzuziehen, sondern auch, uns denen anzuschließen, die auf derselben Suche sind.“ Das Gebet führt uns dazu, die Vereinzelung zu durchbrechen und in Beziehung zu treten mit anderen. Dorotheus von Gaza, ein Christ, der im 6. Jahrhundert in Palästina lebte, hat dies so beschrieben: „Stell dir die Welt als einen Kreis vor, dessen Mittelpunkt Gott und dessen Radien die verschiedenen Lebenswege der Menschen sind. Wenn diejenigen, die sich Gott nähern wollen, auf den Mittelpunkt des Kreises zugehen, nähern sie sich untereinander an und gleichzeitig Gott. Je näher sie Gott kommen, desto näher kommen sie zueinander; und je näher sie zueinander kommen, desto näher kommen sie Gott.“

In einer Zeit, in der „Vielfalt“ und „Pluralismus“ für viele Menschen wichtige Begriffe sind, mag die Forderung, in Einheit zu leben, gegenstandslos und unpassend scheinen. Müssen wir nicht die Unterschiede zwischen den Menschen achten? – In der Tat müssen wir die Unterschiede respektieren, die Frage ist jedoch: Wie sieht es mit dem Zusammenleben aus? – Ein Leben auf parallelen Wegen, die sich nie zusammenkommen, kann ein Vorwand sein, in Trennung und Spaltung zu verharren!

Hören wir also auf, Unterschiede als Probleme zu betrachten! Machen wir uns stattdessen auf, Verschiedenheit als ein Geschenk zu sehen, das wir in Dankbarkeit annehmen können: Es ist ein schönes Geschenk, das uns herausfordert, bescheiden und schöpferisch zu sein. Ich, Du und die anderen – wir alle sind verschieden. Doch der Glaube fordert uns auf, in Einheit und Solidarität zu leben: Du in mir und ich in dir, damit auch sie in uns sind.

Wir sind nicht allein, wir sind gemeinsam unterwegs!

- Wie können wir mit der Verschiedenheit im Leben umgehen? Was sind die Herausforderungen? Was würde ich vorschlagen, wie wir den Herausforderungen kreativ begegnen können?

- „Einheit in Vielfalt“ – Was denke ich, wenn ich diesen Ausdruck höre? Welche Beispiele fallen mir dazu ein?



Weitere Bibelstellen:

Printed from: https://www.taize.fr/de_article168.html - 19 April 2024
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